Ein Vorschlag zur Sprachschatzerweiterung

Der Langenscheidt Verlag hat das Jugendwort des Jahres 2015 gekürt: „Smombie“ – die Kombination aus Smartphone und Zombie. Weil ein „Smombie“ wie ferngesteuert durch die Welt rennt und nur noch auf sein Mobiltelefon starrt. Stimmt, solche Gesellen begegnen mir auch immer wieder. Ihr Scheintod äußert sich u.a. in akuter Sprachlosigkeit, wenn sie in andere hineinrennen und dann ihr Mobiltelefon in der Hand für eine allgemein gültige Entschuldigung halten. An das Leben mit Smombies habe ich mich bereits gewöhnt. Was mir indes Sorge macht, ist die grassierende Smazophrenie, die ich täglich bei Mitmenschen beobachte. Meines Erachtens hätte die WHO schon eine Epidemiewarnung herausgeben müssen.

Ich wette, Sie sind auch schon einem smazophrenen Mitmenschen begegnet. Das Phänomen lässt sich weltweit beobachten: Mensch spricht mit sich selbst, während er Rolltreppe fährt, auf den Bus wartet oder sich einen Weg durch die Masse bahnt. Befallen sind Junge und Alte, Frauen und Männer. An meine erste Begegnung mit einer von Smazophrenie betroffenen Frau erinnere ich mich noch genau. Sie liegt geschätzte zwölf Jahre zurück. Die Frau Anfang 40 stand vor mir an der Fußgängerampel in Hamburg und wartete wie ich auf Grün. Dabei führte sie scheinbar ein Selbstgespräch. Ich dachte prompt: „Oh je, in diesem Alter schon geistig verwirrt. Wie tragisch!“. Die Ampel sprang auf Grün. Als ich sie überholte, sah ich, dass sie ein Mobiltelefon in der Hand hielt und darauf einredete. Seitdem habe ich unzählige solcher Fälle gesehen, mit und ohne Freisprechanlage. Sie brechen mitten unter uns scheinbar grundlos lauthals in Lachen aus, gestikulieren, ziehen über Mitmenschen her, die wir nicht kennen, und scheinen ihr Selbstgespräch für den selbstverständlichsten Zeitvertreib der Welt zu halten. Hiermit reiche ich meinen Vorschlag zur Erweiterung unseres Sprachschatzes ein: die Kombination aus Smartphone und Schizophrenie, eben Smazophrenie. Ihr gebührt weit mehr als der Status eines Jugendworts. Sie ist vielmehr ein gesellschaftliches Symptom.