Über die regionalen Tücken der deutschen Sprache im Gebrauch

Sprache ist ein bewährtes Mittel der Kommunikation, quasi die Währung des gegenseitigen Verständnisses. Doch von einer einheitlichen Währung sind wir in unserer Republik sprachlich weit entfernt. Glauben Sie nicht? Dann versuchen Sie mal, als Norddeutscher eine brauchbare Übersetzung fürs süddeutsche „heuer“ zu finden oder den Gebrauch von Sonnabend statt Samstag durchzusetzen. Hoffnungslos. Und was bedeutet bitte schön „Dreiviertelneun“ mit Blick auf die Uhr? Eine Sprache, viele Unterschiede im Gebrauch.

Als mich auf einem ostdeutschen Campingplatz ein einheimischer Zeltnachbar mit den Worten ansprach: „Habt Ihr fit?“, schaute ich ihn irritiert an und musste mich bremsen, um nicht belehrend zu antworten: „Das heißt, SEID Ihr fit. Und warum willst du überhaupt wissen, wie es um unseren körperlichen Zustand bestellt ist?“ Mein verständnisloser Gesichtsausdruck ließ ihn schnell weiterziehen. Erst als er freudestrahlend mit einer Flasche Spülmittel zurückkehrte, wurde mir klar, dass das, was ich als „Spüli“ hätte zuordnen können, im Osten wohl als „Fit“ bekannt war. So, wie wir uns ein „Tempo“ reichen, wenn die Nase läuft oder einen „edding“ fordern, wenn wir etwas permanent beschriften wollen. Nicht mal bei den Synonymen herrscht also in dieser Republik Konsens.

Besonders interessant werden die sprachlichen Blüten, wenn das, was ausgedrückt wird, einen Zustand der Unmöglichkeit beschreibt. Meine süddeutsche Freundin riet ihrem Sohn auf dem Klettergerüst: „Heb`dich fest!“. Wie soll das bitte funktionieren? Beim Akt des Hebens löse ich etwas – in diesem Fall also den Körper – vom Boden, sprich von der Kletterstange. Wie kann so etwas zu einem festen Zustand des Körpers führen oder in einem solchen geschehen? Für mich ein kompletter Widerspruch: Ich soll mich lösen, um Verbundenheit herzustellen? Was ein „Halt`dich fest!“ klar beschreibt, führt ein „Heb`dich fest!“ ad absurdum. Gut, dass meine Freundin aus dem Münsterland und ich mittlerweile genau wissen, dass wir das Gleiche meinen, wenn sie fragt: „Wie kommst du daher?“. Geht ja schließlich immer darum, wie wir zu etwas hinkommen – ob`s ein örtliches Ziel oder gegenseitiges Verständnis ist. Eigentlich völlig unmissverständlich.